Das schönste an jedem Fasching war der Verheirateten-Ball, der bis 1970 gehalten wurde. Der letzte war 1974. Die Musik lieferte lange Jahre „Városi Misi”, die vierköpfige Band von Mihály Gaszt. Für diesen Anlass schmückten alle großen Spiegel mit Goldrahmen die Wände des Ballsaals/Kulturhauses. Die Stimmung war sehr gut. Streit, Unannehmlichkeiten, Prügeleien gab es nie. Egal welche Nationalität, aus welchem Dorf die Leute kamen, hier hat sich jeder wohl gefühlt. Viele kamen auch aus den Nachbarsdörfern Borjád und Nagybudmér. Es ist schade, dass man so etwas nicht mehr organisieren kann. Es gibt wenige Jüngere, Verheiratete, die in den Ball gehen und die Kosten sind auch gestiegen. Nach Bootscher Brauch stand wohl zu diesem Anlass jeder Ehefrau ein schönes neues Kleid zu!
Hier gab es auch Traditionen, obwohl ungeschrieben.Der Ehemann tanzte den ersten Tanz mit der Ehefrau, den zweiten mit der Gevatterin. Danach kamen die Geschwister, Nachbarsfrauen und dann alle anderen Verwandten. Es gehörte sich mit jedem mindestens eine Reihe zu tanzen. Am Ende des Tanzes musste die Dame an ihren Platz begleitet werden. Wenn es keine Sitzplätze gab, standen die Frauen, die zum Tanz aufgefordert werden konnten in einer Reihe vor den Stuhlreihen. Es war eine Schande, wenn ein Mann sozusagen schuldig blieb, wenn er nicht mit deren Frau tanzte, der mit seiner, oder vor der Gevatterin mit jemand anderem getanzt hatte. Es bestand nur dann eine Ausnahme, wenn die Gevatterschaft verspätet kam. Wenn sie kamen, gehörte sich die zweite Reihe schon mit der Gevatterin zu tanzen.
Eintritt musste vor Mitternacht gezahlt werden. Geld wurde nur für die Selbstkosten eingenommen. Dies setzte sich aus den Kosten für die Band, den Getränkekosten, der Miete des Raumes und den Kosten der Genehmigung zusammen. Dies hat man auf Paare verteilt, in gleichen Summen gezahlt. Die Versorgung der Band (Abendessen und ein Essen um Mitternacht) übernahmen die in der Nähe des Wirtshauses/Kulturhauses wohnenden Familien freiwillig. Die Band von Milály Gaszt (spielte viele Abschieds- und Verheirateten-Bälle) hatte fast schon Stammorte. Die Älteren (hauptsächlich Damen) kamen auch zum Ball, als Zuschauer. Die entlang der Wand aufgestellte Stuhlreihe war für sie reserviert. Sie mussten keinen Eintritt zahlen, blieben maximal bis Mitternacht und kamen dann nicht wieder. Vor Mitternacht, von 22:00-23:00 Uhr war der Burschentanz. Da blieben die Ehemänner aus drei Tänzen raus. Die Burschen durften dann jede Frau auf je einen Tanz auffordern. Das verlief aber auch nach strikten Regeln. Das war auch in anderen Bällen, bei Hochzeiten genauso. Als erstes forderte man die Tochter der Patentante auf, wenn die Patentante schon einen Mann hatte, oder sowieso, dann die verheiratete Schwester, Nachbarin usw..
Um Mitternacht ging man für eine kurze Zeit nach Hause um etwas zu essen. Die in der Nähe des Wirtshauses/Kulturhauses wohnten, luden die von Weitem gekommenen, hauptsächlich nahe Verwandte, Freunde zu sich ein. Später auch die Freunde aus den Nachbarsdörfern! Die von keinem eingeladen wurden, brachten in einem Beutel Essen mit. Für Getränke sorgte der Wirt. Essen gab es bei ihm auch, in Form von Sandwiches.
Nach Mitternacht kamen auch die alten Tänze, genau wie bei der Hochzeit. Die Leute langweilten sich auch dann nicht, wenn die Band mal eine Pause machte. Es gab immer gut gelaunte, erzählfreudige Menschen in der Gruppe. Schon geschehene, witzige Dinge wurden vorgeführt. Der große Erzähler der letzten Bälle war der Förster, Ferenc Farkas. Er war in allen Bällen anwesend. Es kam vor, dass die Mädchen in Strümpfen tanzen mussten, natürlich gegen ihren Willen. Wenn die gute Laune der Männer bis zum Himmel reichte, nahmen zwei-drei von ihnen oft ihre Schuhe ab und tanzten in Socken. Sie und die Frauen in Strümpfen hoben die anderen Männer und Frauen hoch, nahmen ihre Schuhe während dem Tanzen ab und warfen diese auf einen Haufen. Nach paar Reihen konnten sie dann aussuchen welcher wem gehörte. Manchmal kam es auch vor, dass ein Ehemann absichtlich zwei verschiedene Schuhe anzog, von denen keiner ihm gehörte. Die nach Mitternacht zurückkamen, blieben auch bis Tagesanbruch.
Oft war es schon hell, aber der Ball war noch lange nicht zu Ende. Mehrmals kam es vor, dass man mit Musik, singend nach Hause ging. Das bedeutete aber zusätzliches Geld für die Band!
Von Haus zu Haus bezahlte sie immer ein anderer, ganz bis zur Kirche, wo nur noch ein-zwei Paare blieben.