Diese begannen mit der Einkehr der kalten Jahreszeit. Öfters schlachtete man – den „Kirmesferkel” – schon Ende November, vor der Kirmes.

Das Schweineschlachten wurde als ein lustiger Tag im Winter festgehalten, obwohl an diesem Tag hart gearbeitet werden musste.

Ganz früh am Morgen, als es erst bisschen dämmerte kamen schon die nahen Verwandten, Eltern, Geschwister – man hatte damals ja viele. Jeder brachte ein-ein großes Gefäß mit, wovon man viele brauchte. Die Männer hatten noch ein scharfes Messer und eine weiße Schürze mit sich.

Der Hausherr stand schon früh auf. Als die eingeladenen Helfer ankamen, war ein Kessel Wasser schon am kochen. Er bot ihnen Schnaps und Likör an. Als der Schlachter seinen Mut zusammengenommen hatte, packten sie das ausgeguckte Ferkel (ein-ein Mann am Ohr und einer am Schwanz) und holten es aus dem Stall. Man stach es nieder und fing das Blut (nicht überall) auf. Als es überhaupt keine Lebenszeichen mehr gab, (bis dahin ging der Schnaps und der Glühwein noch einmal herum) legte man es in ein Brühtrog, schüttete heißes Wasser drauf, drehte es mit zwei Ketten solange, biss alle Borsten leicht abgingen. Die Borsten kratzte man mit Kratzglocken ab. Von der Kopfseite angehoben schoben sie eine Tür unter das Tier (auf den Brühtrog), spülte es sauber, rasierte und sengte es noch ein bisschen, aber nicht rot. Als es alle für sauber hielten – und nach einem Schluck – wurde es mit den Hinterbeinen auf den Galgen gehängt. Der Kopf kam ab und es wurde zerlegt.

Dies alles passierte nicht in betrübter Laune, jemand hatte immer eine Idee. Der Schlachter war so einer, der ja bei mehreren Häusern schlachten war und so vieles mitbekam. Blut auffangen schickte man die junge Frau oder das große Mädchen. Manchmal (wenn es noch unerfahren war) spritzte man ihr es ins Gesicht (aber nicht aus versehen)! Die Kinder riefen sie, dass sie jetzt umsonst einen Goldring (aus dem Mastdarm des Ferkels) bekommen kann.

Als die Därme rausgenommen wurden, zerlegten zwei-drei Frauen sie in dem Moment noch. Andere schütteten heißes Wasser aus dem Kessel in Gefäße, um die Därme zu säubern. Der Kessel wurde erneut sauber geschrubbt, ausgewaschen und wieder mit reinem Wasser bis zur Hälfte aufgefüllt. Da kamen die Innereien und das Kopffleisch – danach noch die Haut – rein, was dann gekocht wurde.

Einer der Männer hatte schon den Kopf zerlegt, der nach mehrmaligem, detailliertem nachrasieren, sengen und waschen in den Kessel konnte. Wenn er gekocht war, wurde daraus (mit Blut, oder ohne, mit Dazugabe von gekochtem Reis, oder Gerste, Zwiebeln, Salz, Paprika und anderen Gewürzen) Blut- oder Fleischwurst gemacht.

Wenn die Därme zerlegt waren (weil die ja zusammengewachsen sind), wurde vom Dickdarm im Bereich des Magens das Fett und die Gekröse entfernt. Die Gekröse werden nach merhmaligem Waschen gekocht oder gebraten. Früher briet man in diesem Fett die Zwiebeln für die Würste. So waren die Därme zum säubern bereit, was aber noch eine lange Arbeit war.

Da hatten die Männer schon die Hälfte des Schweins zerlegt (das ja auf dem Galgen in zwei Hälften geteilt wurde), die Hausfrau bereitete währenddessen das Frühstück vor. Das bestand aus verschiedenen Sachen, kam darauf an, wer was gerne mochte. Gebratene Leber und Lunge, das früher erwähnte „peisli“, Bratfleisch. Meistens gab es zwei-drei Sorten, damit jeder sich das seine raussuchen konnte.

Die Frauen bei den Därmen baten um Hilfe, die sie auch bekamen. Wasserschütter, die meistens Kinder gewesen sind. Eines hat den Dünndarm, das andere den Dickdarm, die Blase und den Magen gesäubert. Der Dünndarm wurde in drei-vier Stücken gesäubert und die Innenseite herausgewendet (durchlaufen lassen). Die Blase bekamen sie öfters, natürlich nach dem Auswaschen, damit sie spielen können. Sie durften es mit einem Strohhalm paar Mal aufblasen, weil es sich so dehnte und mehr Füllung reinpasste. Sie machten das mit Freude und stritten auch darüber, wer es machen sollte. Der Dickdarm wurde in zwei wurstlangen Teilen (das mehr gekräuselte Ende in einer Wurstlänge) gewaschen und herausgewendet. Es fing das endlose Waschen an, was heute mit Waschmittel einfacher, aber nicht schneller ist. Früher machte man das mit Löschkalk, Zwiebeln und Essig. Nach paar Durchgängen nahm man die Dünndärme heraus, weil diese abgekratzt werden mussten (was die Aufgabe des Schlachters war). Die anderen Därme mussten solange gewaschen werden, bis ihr Wasser sauber blieb. Kaltes und warmes Wasser wurde dabei abwechselnd benutzt. Dann wurden sie herausgewendet und mehrmals gewaschen, mal mit kaltem, mal mit warmem Wasser, mit Zugabe von ein wenig Essig. Sie überprüften mehrmals (von einem Behälter in das andere geschüttet), ob irgendwo eingeklebter Dreck blieb. Wieder zurückgewendet schütteten sie Wasser, ein wenig Essig, geschnittene Zwiebeln und Salz darauf. Das blieb so, bis zum Füllen, als es noch Mal abgewaschen wurde. Der Essig zieht das eventuell noch vorhandene Blut raus – so wird es auch schön weiß – und nimmt auch den Geruch weg. Dann kam das Mittagessen. Heute ist das zusammen mit dem Frühstück, welches wir später zu uns nehmen, als früher. Gekochtes Fleisch aus dem Kessel, mit Meerrettich, Gulasch usw..

Nach dem Mittagessen, aber oft schon vorher nahmen die Männer das rohe Fleisch für die Würste, was dann in den Fleischwolf kam. Aus dem gekochten Fleisch, den Innereien, der gekochten Haut – und Zugabe von Salz, Pfeffer, Paprika, Knoblauch – wurden die Pressköpfe. Der Bauchspeck wurde auch zerteilt, was dann von einer Frau in einem Kessel ausgebraten wurde. Andere halfen beim binden und stechen der Würste mit. Die Würste mussten eine kürzere Zeit, die Pressköpfe (was in den Magen, in die Blase, gefüllt wurde) zwei – zweieinhalb Stunden lang kochen. Währenddessen bereitete die Hausfrau das Abendessen vor. Das bestand aus Suppe (die Kochbrühe wurde abgefiltert, das Fett abgenommen, man ließ es abklären und dann noch Mal separat mit Gemüse aufkochen – oder wurde aus den Rippenstücken gekocht), mit Leberknödeln, gefülltem Kraut, gebratenem Fleisch oder Schnitzel, frischer Wurst, Bratwurst, Pressköpfen (das wurde auch in Därme gefüllt, um zu kosten). Krapfen wurden immer gebacken (wenn die aber nicht schön geworden sind, also keine Streifen bekamen, wurde die Köchin schnell rot im Gesicht) und auch Blätterteig-Hörnchen, die nach den Fleischgerichten mit eingemachtem Obst serviert wurden. Die Schwartenmagen-Presse musste auch geholt werden und ein Messband, damit die Würste die richtige Größe bekamen. Auf dem Hof musste Platz geschaffen werden, wenn es keine leeren Gefäße mehr gab (was eine Anspielung war, dass sich die Frauen mit dem Abwasch beeilen sollten), damit die Füllung irgendwo abgelegt werden konnte – und es gab noch tausend andere Dinge.

Der Spaß mit der Schwartenmagen-Presse! Ein Brett in einem Sack, mit paar Ziegelsteinen, Bruchsteinen drauf. Meistens schickte man die Kinder (die sowieso im Weg standen) in die Nachbarschaft, um sie auszuleihen, aber auch junge Frauen, wenn sie diesen Spaß nicht kannten. Der den Sack gab, sagte immer: pass sehr auf, das ist sehr teuer. Stell es ja nicht ab, weil es zerbricht. Wenn er/sie zu Hause ankam, schütteten sie es aus und fragten: das hast du gebracht? Habt ihr denn keine Ziegelsteine oder Bruchsteine?

Zur Oma wurden auch Verwandte Kinder geschickt. Sie taten ihr Leid, weil sie die Steine tragen mussten. Sie sagte dann: es gibt keinen, er ist zerbrochen. Die Kinder gingen dann beleidigt nach Hause und klagten: sie möchte es uns sicher nicht ausleihen. Mutti, wenn sie einmal zu uns kommt, um etwas auszuleihen, darfst du ihr auch nichts geben.

Und das Messband? Bratwürste gibt es nie viele, weshalb hauptsächlich die Kinder immer viele große wollten. Man brachte (in den Zeiten während des Krieges und danach vermährt) einen großen Stab, damit sie mindestens so groß sein sollten. Der Schlachter oder sein Gehilfe nimmt ihn sich, schlägt sie paar Mal damit und fragt: ist er groß genug, oder bringst du einen größeren? Mit dem Gastgeber wurden auch Späße gemacht, wenn er den anderen nicht häufig genug zu trinken gab.

Das merkst du auf der Stelle, wenn wir besoffen sind, aber wenn wir durst haben, das nicht! Oder aber – Ich weiß nicht was für eine Art Schwein du hattest, alles an ihm ist zu trocken!

Die Köchin hatte auch reichlich Ideen. Oft wickelte sie geschälte Kartoffeln, Zwiebeln oder Knoblauch in ein-ein Krautblatt. Diese stellte sie ganz oben in die Schüssel mit gefülltem Kraut darunter, dass man das andere nicht nehmen konnte, solange dies von jemandem genommen wurde. Es gehört sich ja nicht in der Schüssel rumzuwühlen, immer schön der Reihe nach. Wenn jemand eins rausnahm gab es ein großes unschuldiges Staunen: du isst doch nicht Kartoffeln (oder Zwiebeln) wenn ich so vieles gekocht habe!

„Das Maskiert-Gehen” hatte auch eine große Tradition in Pócsa. Die Menschen langweilten sich damals auch nicht, sie unterhielten sich und die anderen Leute mit solchen Dingen. Wenn etwas einen großen Erfolg hatte, sprach man in der Spinnerei noch nach Jahren darüber. Es verkleideten sich Freunde, Verwandte, Nachbarn. Frauen in Männerkleidung, Männer in Frauenkleider. Oft gingen Kinder und Burschen noch extra außer den Erwachsenen.  Bei Einsetzen der Dunkelheit, als das Abendessen vielleicht schon aufgetischt wurde, konnten sie los. Ihr Gesicht war mit einem Schleier oder Strumpf verdeckt, in der Hand hatten sie einen Holzlöffel. Der Holzlöffel war ein wichtiges Werkzeug. Denjenigen, die den Schleier oder Strumpf vom ihrem Gesicht nehmen wollten, wurde mit ihm eins auf die Hand geschlagen. Wenn die im Haus erraten konnten welche Personen hinter der Maske steckten, nahmen sie diese ab. Dann bat man sie zu Tisch. Wenn sie nicht erkannt wurden, wurde ihnen einiges zum kosten eingepackt. Es gab solch gelungene Maskierungen, dass der Schlachter seine eigene Frau, der Großvater seine Enkelin nicht erkannt hatte. Es kam auch vor, dass man das Maskiert-Gehen bei einem Verwandten im Nachbardorf (zu Fuß) vornahm.

Es gab solche Sagen:

Wie die Verkleidung, so das Schlachtgut des nächsten Jahres. Die Varianten waren groß und mager, klein und fett, groß und fett. Deswegen versuchten sie es so zu arrangieren, dass sich im Haus niemand Sorgen machen musste.